Ganz Deutschland ächzt unter dem Fachkräftemangel. Auch die Landwirtschaft ist davon betroffen. Gerade im Vergleich zum allgemeinen Arbeitsmarkt fällt auf, dass die Branche unter dem hohen Anteil an Saisonarbeitskräften und unter dem höheren Alter der aktuellen Erwerbstätigen leidet. Gleichzeitig steigt das Anforderungsprofil und die Anzahl an Familienarbeitskräften dürfte weiter abnehmen. Auf der anderen Seite wiederum steht das vielseitige Aus- und Weiterbildungsangebot in der Landwirtschaft. Zuletzt suchten fast 50.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen noch nach einem Ausbildungsplatz - in Südwestfalen allein sind es über 5.500 junge Menschen. Eine Chance für Sie als Landwirtschaftsbetrieb, die Sie ergreifen sollten.


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Auf sich aufmerksam machen

Auch wenn sich vieles in den digitalen Raum verschiebt: Jobmessen sind nach wie vor ein wichtiger Ort, wo Angebot auf Nachfrage trifft. Sollten Sie also ein Ausbildungsbetrieb sein und nach motivierten, jungen Leuten suchen, ist es unerlässlich auch auf Messen präsent zu sein. Eine Möglichkeit bietet sich etwa am 26. September 2024 auf dem Karrieretag Düsseldorf. Hier können Sie sich noch bis kurz vor Messebeginn als Aussteller anmelden und für Ihren Branche bzw. Ihren Betrieb die Werbetrommel rühren.


Ein zentraler Aspekt von Messen, nämlich das Netzwerken, ist auch jenseits davon wichtig. So ist es ratsam ein regionales Netzwerk mit z.B. der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Berufsverbänden und anderen landwirtschaftlichen Organisationen aufzubauen. Denn diese bieten oft Jobbörsen oder Informationsveranstaltungen an, um nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen. Außerdem können Sie sich hier mit anderen Landwirtinnen und Landwirten austauschen.


So wichtig die Welt jenseits des Internets ist, sollten die digitalen Möglichkeiten nicht ungenutzt gelassen werden. Es schadet nicht Online-Jobbörsen und Social Media zu nutzen, um die Reichweite zu erhöhen. Gerade Social Media eignet sich auch dafür, das eigene Image zu verbessern und sich als Arbeitgebermarke zu präsentieren.


Höheres Anforderungsprofil für Erwerbstätige in der Landwirtschaft

Die Digitalisierung revolutioniert die Landwirtschaft durch den Einsatz moderner Technologien wie Präzisionslandwirtschaft, Drohnen, Sensoren und Datenanalyse. Diese Innovationen ermöglichen es Landwirten, ihre Felder effizienter zu bewirtschaften, Erträge zu maximieren und Ressourcen wie Wasser und Dünger gezielter einzusetzen.


Konkret profitieren Landwirte durch Echtzeitüberwachung ihrer Felder, automatisierte Maschinen und die genaue Vorhersage von Wetterbedingungen. Um diese Technologien effektiv nutzen zu können, müssen Landwirte sich in Bereichen wie Datenanalyse, IT und den Umgang mit speziellen Agrarsoftwarelösungen weiterbilden. Nur durch den Erwerb dieses Wissens können sie die Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen und wettbewerbsfähig bleiben.


Doch auch in anderen Bereichen steigt das Anforderungsprofil. Laut Meinung einiger Expertinnen und Experten werden nicht wenige Fachkräfte Hilfskräfte und Angelernte anleiten müssen, weshalb Führungsqualität enorm wichtig hierfür sei. Hinzu kommt der Trend zu größeren Betrieben, in denen Führung von entscheidender Bedeutung ist, damit der Betrieb gut wirtschaften kann. Daher ist es wichtig, den entsprechenden Fachkräften Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Ein Umstand, dem fast die Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland nicht nachkommt bzw. in fast der Hälfte der Betriebe zeigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kein oder nur wenig Interesse nach solchen Zusatzqualifikationen.


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Wohin geht die Reise?

Basierend auf dem Szenario für den landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt in Deutschland bis 2030 lassen sich folgende zentrale Entwicklungen und Herausforderungen identifizieren:


Strukturwandel: Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe wird weiter abnehmen, während die durchschnittliche Betriebsgröße zunimmt. Dies führt zu einer Konzentration und Professionalisierung der Branche.


Gesellschaftliche Anforderungen: Steigende Ansprüche an Produktqualität, Umweltschutz, Klimaschutz und Tierwohl werden die Produktionsweisen beeinflussen. Landwirte müssen diese Aspekte stärker berücksichtigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.


Zunehmende Regulierung: Der rechtliche Rahmen für die Landwirtschaft wird komplexer, was die Handlungsspielräume der Betriebe einschränkt und spezifisches Wissen erfordert.


Fachkräftemangel: Der demografische Wandel führt zu einem rückläufigen Angebot an Arbeitskräften. Dies macht die Akquisition alternativer Zielgruppen, wie Menschen mit Migrationshintergrund, wichtiger.


Veränderte Anforderungen an Betriebsleiter: Strategische und Managementkompetenzen sowie kommunikative Fähigkeiten gewinnen an Bedeutung. Betriebsleiter müssen verstärkt als Unternehmer agieren.


Arbeitsbedingungen: Die Branche steht vor der Herausforderung, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, um attraktiv für Nachwuchskräfte zu bleiben. Dies betrifft Aspekte wie Arbeitszeiten, Vergütung und Work-Life-Balance.


Imageproblem: Die Landwirtschaft kämpft mit einem zunehmend negativen Image in der Öffentlichkeit. Dies erschwert die Gewinnung von Nachwuchskräften und erfordert verstärkte Kommunikationskompetenzen.


Globalisierung und Klimawandel: Diese Faktoren verschärfen die Marktbedingungen und erfordern ein verbessertes Risikomanagement sowie internationale Kompetenzen.


Diversifizierung und Spezialisierung: Betriebe werden sich entweder breiter aufstellen oder stärker spezialisieren, was zu veränderten Anforderungsprofilen für Beschäftigte führt.


Diese Entwicklungen erfordern Anpassungen in der landwirtschaftlichen Ausbildung und Betriebsführung. Zentral sind dabei die Vermittlung von Managementkompetenzen, Kommunikationsfähigkeiten, Kenntnissen im Bereich Nachhaltigkeit und Tierwohl sowie die Fähigkeit, mit komplexen regulatorischen Anforderungen umzugehen. Gleichzeitig muss die Branche aktiv an der Verbesserung ihres Images und der Attraktivität der Arbeitsbedingungen arbeiten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.


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Neue Technologiegen werden Arbeitsmarkt prägen

Der landwirtschaftliche Arbeitsmarkt in Deutschland wird in den kommenden Jahren durch verschiedene neue Technologien geprägt werden. Zu den wichtigsten zählen:


Digitalisierung und Automatisierung: Präzisionslandwirtschaft nutzt GPS-Technologie und Datenanalyse für effizienteren Anbau und Ernte. Sensoren und Drohnen überwachen Pflanzenwachstum und Bodenbedingungen. Automatisierte Maschinen wie autonome Traktoren und Erntemaschinen reduzieren den Bedarf an manueller Arbeit und erhöhen die Effizienz, indem sie rund um die Uhr arbeiten können.


Robotertechnik: Ernte- und Pflanzroboter übernehmen repetitive Aufgaben und steigern die Produktivität, besonders im Obst- und Gemüseanbau. Melkroboter automatisieren die Melkarbeit und sammeln Daten über die Gesundheit und Produktivität der Tiere.


Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen: KI analysiert große Mengen landwirtschaftlicher Daten, um Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen. Dies hilft bei Wettervorhersagen, Schädlingsbekämpfung und Ertragsprognosen. KI-Systeme unterstützen auch bei der Entscheidungsfindung für Aussaat, Düngung und Ernte.


Biotechnologie: Fortschritte in der Gentechnik ermöglichen die Entwicklung von Pflanzen, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und klimatische Veränderungen sind. Die CRISPR-Technologie erlaubt präzise Veränderungen im Erbgut, was zu verbesserten Eigenschaften wie erhöhter Resistenz und Produktivität führt.


Internet der Dinge (IoT): Vernetzte Geräte sammeln Echtzeitdaten über Umweltbedingungen wie Bodenfeuchtigkeit und Temperatur. Diese Daten optimieren Bewässerungs- und Düngestrategien. Smart Farming ermöglicht eine umfassende Überwachung und Steuerung landwirtschaftlicher Prozesse für effizientere Ressourcennutzung und bessere Erträge.


Diese Technologien steigern nicht nur die Effizienz und Produktivität in der Landwirtschaft, sondern verändern auch die Anforderungen an die Qualifikationen der Arbeitskräfte. Zukünftige Landwirte und Beschäftigte werden zunehmend technologische und digitale Kompetenzen benötigen, um effektiv mit diesen Systemen arbeiten zu können.


Bei allen Anliegen rund um die Themen Agrar-, Forst- und Landwirtschaft berät Sie unsere Spezialistin Svenja Henk unter 02354/9161112 oder svenja.henk@vbinswf.de gerne.